Please no GDP
The economy is booming again - but what does that mean? The most important indicator of wealth ist nach traditioneller Lehre das Bruttoinlandsprodukt. Doch die Messzahl steht massiv in der Kritik, Ökonomen fordern ein radikal neues Wachstumskonzept. Eine Analyse von Spiegel Online.
Berlin - Wenn Christian Berg vom Club of Rome über wirtschaftliches Wachstum spricht, illustriert er das gern mit diesem Beispiel: Europäische Fangflotten fischen mit riesigen Netzen die Fischbestände vor Afrikas Küsten leer - ein hocheffizientes und profitables Geschäft. Im Ergebnis steigert der Dosenthunfisch aus dem Mittelmeer das Bruttoinlandsprodukt in der EU. Die Frage ist nur: zu welchem Preis?
Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) gilt seit Jahrzehnten als der wichtigste Gradmesser für wirtschaftliche Leistung und Wohlstand. Es misst den Gesamtwert aller Waren und Dienstleistungen, die innerhalb einer bestimmten Periode in einer Volkswirtschaft hergestellt werden. Zweimal jährlich legt das Statistische Bundesamt Zahlen vor, Wirtschaftsinstitute überbieten sich ständig mit ihren Prognosen - und immer ist das BIP die wichtigste Grundlage.
Doch das Konzept des BIP gerät immer stärker in die Kritik. Messen Ökonomen weltweit gar eine völlig irrelevante Zahl? Tatsächlich sind die Statistiken zum BIP unzureichend, wie nicht nur das Fischerei-Beispiel zeigt:
* So steigert eine Krankenschwester das BIP, wenn sie Alte in der Geriatrie versorgt. Eine Tochter, die ihre Eltern pflegt, wird dagegen nicht erfasst.
* Die teure Beseitigung von Umweltschäden geht genauso in die Statistik ein wie der Bau von Niedrigenergiehäusern. Vereinfachend könnte man sagen: Je mehr Umweltschäden beseitigt werden müssen, desto höher ist das BIP.
* Abstrakte Größen wie Lebenszufriedenheit oder Gesundheit der Bevölkerung werden dagegen überhaupt nicht erfasst. Dabei sollte das Ziel jeder Gesellschaft ja gerade sein, das Wohlbefinden möglichst vieler Menschen so weit wie möglich zu erhöhen.
Unter Ökonomen wachsen deshalb die Zweifel: Ist die Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung noch ausreichend, um den Wohlstand einer Nation zu beschreiben? Und welche Alternativen zum BIP bräuchte eine moderne Wirtschaftspolitik in advanced industrial societies?
"We need new metrics"
to discuss these questions, met this week, senior economists and business representatives to a congress in Berlin. Their conclusion: the GDP as an indicator of growth, one should not do without though. "But the GDP is only one side," says the economist Ulrich van Munster Suntum. It has never been a general welfare indicator - will often mistakenly understood as such. "In order to measure prosperity sense we need in addition to GDP, other new measures."
would, for example, with the social indicators, which are objectively measurable. This includes the Human Development Index, which the OECD collects since 1990. In addition to the GDP, he also takes into account life expectancy at birth, literacy and enrollment rates. If these sizes involving, one comes to surprising results. Thus China is in terms of GDP while the second-largest economy in the world after the United States, "Human Development Index" reached the country but only 92nd place
Another way to measure economic welfare would be subjective indicators. These can collect statistics by the respondents rate their own life situation. However, many experts see the skeptical: For how weighted the responses when citizens according to their values ideas and ask? "There are limitations in the subjective survey, which can not exceed the official statistics", also says Albert Braak man by the Federal Statistical Office. Since you have it easier in terms of GDP. The index is standardized internationally, so you can compare entire national economies. For questions regarding the quality of life that is far more difficult German life saying something like near a nuclear power plant, so that French people have fewer problems.
"Our growth is not sustainable"
new is not the discussion, however. Since the "Club of Rome in 1972, his study" The Limits to Growth "published, economists warn again and again: Today's economic growth is purchased with the burning of oil, the exploitation of irreplaceable resources and massive environmental damage, to the detriment of the future. This has remained unchanged in 2010. "Our current growth is not sustainable," says Christian Berg.
In February 2008 it was reckoned of French President Nicolas Sarkozy, who revived the debate again. He expressed his "dissatisfaction with the statistics" and convened a working group to reconsider with the aim of the measurement of economic performance and social progress from the ground up. Head of the Commission were the two Nobel laureates Joseph Stiglitz and Amartya Sen.
a half years later sorgten die Ökonomen mit ihrem fast 300 Seiten starken Bericht für Furore. Die radikale Forderung: Schnellstens sollte die Politik dafür Sorge tragen, das produktionsorientierte Messsystem zu ersetzen durch ein neues, dessen Mittelpunkt das Wohlbefinden aktueller und kommender Generationen ist.
Genau daran arbeiten gerade Deutschland und Frankreich. Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der Gesamtwirtschaftlichen Entwicklung und sein französisches Pendant, der Conseil d'analyse économique (CAE) sollen den Regierungen beider Länder im Dezember einen entsprechenden Bericht vorlegen. Das Ziel: Ein neuer Indikator, der das Wirtschaftswachstum auf einer weiter gefassten Grundlage misst als das BIP.
Quelle: Spiegel Online
0 comments:
Post a Comment